Lieben, was ist und andere Herausforderungen
Lieben, was ist und andere Herausforderungen
Hallo, ich hoffe, es geht dir gut. Ich schreibe dir heute noch aus dem wunderschönen Mallorca.
Noch bin ich in meiner Herbstpause und genieße diese Auszeit in der Wärme, kann mich nähren lassen von dem Licht und den Farben, den Gerüchen und dem Wind, der nun auch hier im Herbst stärker wird.
Heute ein wunderbarer Spaziergang, der leichte Wind rauschte, die Sonne glänzte zwischen den Bäumen hindurch, ein weites Tal, die Berge rechts und links, Stille, Vögel und die Farben! Einfach unfassbar erfüllend für die Sinne und die Seele.
Ich sauge es auf, bin dankbar für diese Momente und diesen Segen, den dies mit sich bringt. Es mir gut gehen lassen.
Doch ich bin nicht immer hier, die Sonne scheint nicht immer, ich habe nicht immer so viel Zeit für mich. Es gibt Dinge zu erledigen, und auch wieder Arbeit zu tun.
Ich kann es mir nicht andauernd so gut gehen lassen.
Bin auch hier nicht immer entspannt.
Da ist das ganze Weltgeschehen, das mich traurig macht, und da sind persönliche Dinge, die immer wieder Unruhe in mir aufsteigen lassen. Wahrscheinlich kennst du das, oder?
Dieses Jahr hat mir eine besondere Herausforderung gebracht.
In meiner Sommerpause habe ich die Diagnose Brustkrebs bekommen. Gottseidank, wie sich im Nachhinein herausstellte, mit einer guten Prognose.
Und doch war und ist es immer noch eine Erschütterung und nach zwei kleineren direkt folgenden OP’s und einer 4-wöchigen täglichen Nachbestrahlung sind diese oben beschriebenen Momente wie Balsam für mich.
Vielleicht sogar mehr als vorher habe ich das Gefühl, mir wirklich Gutes tun zu wollen.
Ich achte mehr als vorher darauf, Gutes zu essen, und ich erlebe wie wohltuend eine entspannende und sinnenfreudige Umgebung ist.
Doch in der Tiefe ist es vor allem die Verbundenheit mit anderen lieben Menschen, die für mich so ungeheuer wichtig und heilsam ist.
Und für all das offen zu bleiben und Zeit zu haben. Was mir nicht so einfach gelingt.
Schon oft habe ich über Balance gesprochen. Ich liebe das Wort. Schon immer hat mich darin die Unsicherheit, der Moment der Entscheidung, der Ausrichtung, und dem Fallen und Loslassen eine Möglichkeit zu geben, fasziniert.
Lieben, was ist. Das kenne ich von Byron Katie ( „The Work“), was mich immer schon sehr berührt hat und viel in meine Arbeit einfließt.
In der für mich herausfordernden Zeit habe ich fast keine Kursstunde ausfallen lassen. Teils war es anstrengend, doch fast immer tat es mir auch gut. Mich verbunden zu fühlen, mich zu bewegen, mich darin zu spüren und zu erleben und Zeit dafür zu haben. Die Balance zu suchen.
Im besten Falle tut mein Unterricht mir selber gut, ein Prinzip der Alexander-Technik.
Was ich dabei lernen durfte, war, dass ich wirklich jede Stunde so gestalte, dass sie meinen Bedürfnissen entgegen kommt. Das war schon fast eine Notwendigkeit.
Und das ist mir oft gelungen. Darauf bin ich ziemlich stolz. 😌 Denn ich kenne von mir, dass ich vor allem möchte, dass es allen anderen gefällt.
Das erste Prinzip in der Alexander-Technik ist, gut mit sich selbst umzugehen. Gut mit sich selbst in Kontakt zu sein.
Eigentlich bedeutet es, mir zu erlauben, nicht wissend zu sein (loszulassen und das „Fallen“ zu erlauben) und in mich zu lauschen, mir Zeit für mich selbst zu schenken und einen Moment in die Stille zu kommen.
Das ist mein Übungsfeld, nach wie vor. Werde ich nie perfekt schaffen, doch ist es genau das, was in meinem Verständnis die Alexander-Technik als Grundprinzip in sich trägt, was für mich so wertvoll ist.
Und deshalb und immer wieder denke ich für mich oder nehme es mir vor: ein STOP zu setzen, eine PAUSE, ein INNEHALTEN, still werden ohne etwas zu wollen. Oder wie einer meiner Lehrer es ausdrückt.: “ withholding your definition“.
Und ich glaube, das kann ein sehr kurzer Augenblick sein.
Dann können Richtungen dazu kommen wie:
etwas von mir geht nach oben, nach unten, nach vorne, nach hinten, zu den Seiten, überall hin: ein Ausdehnen.
F.M.Alexander: „Es gibt nicht so was wie eine richtige Position, es gibt aber so was wie eine gute /richtige Richtung.“
Und hier ist ein weites Feld zum Kreativwerden, finde ich. In der Alexander-Methode.
Ich denke mir gerne etwas aus, wie ich diese Prinzipien im Moment für mich verwandeln kann. So macht es mein Lehrer Bruce Fertman auf wundervoll kreative Art, was viel in meine Arbeit mit einfließt.
Du kannst Vieles davon auch in meinem Unterricht erleben.
Und was mir gerade gut tut, und womit ich gerade experimentiere, ist Folgendes:
(wenn du schon Erfahrungen mit der Alexander-Technik hast, wirst du es leicht umsetzen können, und sonst schau mal, wie das für dich klingt:)
Anstatt mir vielleicht zu sagen – viele werden es kennen -:
„Ich lasse in meiner Vorstellung meinen Kopf etwas nach oben gehen und meine Füße in den Boden sinken“,
mir nun zu sagen: „Ich liebe meine Länge.“ ( von der Schädeldecke bis zum Boden)
„Ich liebe den Kontakt meiner Füße zum Boden.“
„Ich liebe meine Tiefe – meine Breite.“
„Ich liebe meinen freien Nacken.“
„Ich liebe den Stuhl, auf dem ich sitze.“
„Ich liebe den Menschen, mit dem ich gerade zusammen bin.“
……
Klingt das für dich seltsam?
Beginne immer bei dir selbst.
Lieben, was ist.